Die Folgen von Social Media und Vergleichen
Sie kennen es bestimmt: Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Geburtstagsfeier mit alten Freunden, und während des Gesprächs erzählen die einen von beruflichen Erfolgen, die anderen von neuen Häusern und aufregenden Reisen. Obwohl Ihr eigenes Leben bisher als zufriedenstellend empfunden wurde, entsteht plötzlich ein unbewusster Vergleich, und ein leises Gefühl von Neid macht sich bemerkbar. Sich mit anderen Menschen zu vergleichen ist ganz normal, allerdings wird es heutzutage durch Social Media verstärkt. Beim Scrollen durch den Feed sehen Sie Fotos von Traumstränden, neuen Autos und perfekten Beziehungen und fragen sich, warum das eigene Leben nicht ebenso strahlend erscheint. Durch die durchgängige Verfügbarkeit zu den sozialen Medien, vergleichen wir uns heute mehr denn je. Studien zeigen, dass je mehr Zeit wir in den sozialen Medien verbringen und je mehr soziale Medien wir nutzen, desto mehr vergleichen wir uns mit anderen (Primack et al., 2017) und desto schlechter fühlen wir uns (Steers et al., 2014; Feinstein et al., 2014). Aber das Vergleichen und Beneiden passiert nicht nur in den Sozialen Medien. Auch in alltäglichen Situationen und Gesprächen, wie auf Geburtstagsfeiern oder beim ganz normalen Arbeits-Schwatz vergleichen wir uns. Vergleich und Neid sind tief menschliche Reaktionen, die im Alltag überall auftauchen – sei es im Gespräch oder online.
Auch wenn der Vergleich und Neid normal sind, kann es, wie wir sehen, zur Belastung werden, wodurch wir uns schlecht fühlen. Wenn Sie das Gefühl haben sich ständig zu vergleichen und dabei dazu neigen Ihr eigenes Leben schlechter zu bewerten, gibt es einige Übungen, die Ihnen dabei helfen können, mit einem positiveren Blick und mehr Zufriedenheit auf Ihr Leben zu schauen.
Übungen um die Zufriedenheit auszubauen
Ich stelle Ihnen nun eine Übung vor, welche aus der Positiven Psychologie kommt: Das Dankbarkeitstagebuch. Die Positive Psychologie beschäftigt sich damit allgemeingültige Regeln zu finden, was Menschen glücklich macht und ihr Wohlbefinden steigert. Sie hat eine Regel gefunden, dass, um sich besser zu fühlen, jedem negativen Element drei positive Elemente gegenüberstehen müssen (Fredrickson & Losada, 2005). Im Klartext heißt das, wenn ich eine negative Äußerung tätige oder einen negativen Gedanken denke, sollte ich sie mit drei positiven Gedanken oder Äußerungen aufwiegen. An diesem Verhältnis sehen Sie, dass negative Elemente schwerer wiegen als positive Elemente. Außerdem neigen Menschen dazu automatische negative Gedanken zu denken. Aus diesen Gründen hilft es zu üben, positiv zu denken, denn was wir wiederholt tun wird zur Gewohnheit.
Hierbei kann ein Dankbarkeitstagebuch helfen. Das Dankbarkeitstagebuch bringt uns dazu, uns wieder auf unser eigenes Leben zu konzentrieren und das Positive an diesem wahrzunehmen. Sie brauchen nichts weiter als ein Blatt Papier oder ein Notizheft und einen Stift. Nehmen Sie sich am besten jeden Tag drei Minuten Zeit und überlegen Sie sich drei Dinge, für die Sie dankbar sind. Hier einige Beispiele:
“Ich bin dankbar für mein Frühstück.”
“Ich bin dankbar für ein Dach über meinem Kopf.”
“Ich bin dankbar für das Lächeln einer alten Dame, das ich beim Einkaufen bekommen habe.”
“Ich bin dankbar für meine Freunde.”
“Ich bin dankbar für meine Winterjacke, die ich bei kaltem Wetter anziehen kann.”
Effekte der Dankbarkeit
Studien zeigen, dass schon drei bis fünf Aussagen zu einer signifikanten Verbesserung der Stimmung und Linderung depressiver Symptome führen (Emmons & McCullough, 2003; Seligman et al., 2005). Allerdings ist nicht die Zahl der positiven Aussagen entscheidend, sondern entscheidend ist dabei die bewusste und regelmäßige Auseinandersetzung mit dem, wofür Sie dankbar sind. Am effektivsten ist es also wenige Dinge mit tiefer emotionaler Bedeutung aufzuzählen, als viele Dinge aufzuschreiben, ohne groß drüber nachzudenken (Watkins et al., 2003).
Wenn Sie merken, dass Sie sich oft mit anderen vergleichen oder sich allgemein schlecht fühlen, kann es helfen, sich auf die positiven Dinge in Ihrem Leben zu konzentrieren. Das hebt die Stimmung und fördert Zufriedenheit und Glück. Sie können sich dabei so viel oder wenig Zeit nehmen, wie Sie möchten. Solange Sie an das Positive denken und dankbar sind, zeigt die Übung ihre positiven Effekte. Keine Sorgen: Diese Übung braucht etwas Zeit, bis sie spürbare Effekte zeigt. Also versuchen Sie am Ball zu bleiben und sich im Wahrnehmen positiver Dinge zu üben.
Verfasst von Emilia Mettel
Literatur
Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003). Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being in daily life. Journal of Personality and Social Psychology, 84(2), 377-389. https://doi.org/10.1037/0022-3514.84.2.377
Feinstein, B. A.,Hershenberg, R., Bhatia, V., Latack, J. A.,Meuwly, N., Davila, J. (2013). Psychology of Popular Media Culture, 2(3), 161-170.
Fredrickson, B. L., & Losada, M. F. (2005). Positive Affect and the Complex Dynamics of Human Flourishing. American Psychologist, 60(7), 678–686. https://doi.org/10.1037/0003-066X.60.7.678
Primack, B. A., Shensa, A., Escobar-Viera, C. G., Barrett, E. L., Sidani, J. E., Colditz, J. B., James, A. E. (2017). Use of multiple social media platforms and symptoms of depression and anxiety: A nationally-representative study among U.S. young adults. Computers in Human Behavior, 69, 1-9. https://doi.org/10.1016/j.chb.2016.11.013.
Seligman, M. E. P., Steen, T. A., Park, N., & Peterson, C. (2005). Positive Psychology Progress: Empirical Validation of Interventions. American Psychologist, 60(5), 410-421. https://doi.org/10.1037/0003-066X.60.5.410
Steers, M. N., Wickham, R. E., & Acitelli, L. K. (2014). Seeing Everyone Else's Highlight Reels: How Facebook Usage is Linked to Depressive Symptoms. Journal of Social and Clinical Psychology, 33(8), 701-731. https://doi.org/10.1521/jscp.2014.33.8.701
Watkins, P. C., Woodward, K., Stone, T., & Kolts, R. L. (2003). Gratitude and happiness: Development of a measure of gratitude, and relationships with subjective well-being. Social Behavior and Personality: An International Journal, 31(5), 431-451. https://doi.org/10.2224/sbp.2003.31.5.431